Psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Sie ist eng verknüpft mit Lebenszufriedenheit, Leistungsfähigkeit und der erfolgreichen Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen des Alltags.
Dauerhafte Belastungen, wie z.B. Misserfolge in der Schule, Konflikte oder Beziehungsprobleme, können das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen und das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen. Psychische Auffälligkeiten und Krankheiten werden von individuellen Aspekten und verschieden externen Faktoren beeinflusst. Wichtige Ressourcen sind beispielsweise eine optimistische Grundhaltung, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und gute, verlässliche Beziehungen.
Studien wie die HBSC-Studie und die MHAT-Studie liefern Informationen über die psychosoziale Gesundheit von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Einschlafschwierigkeiten, schlechte Laune, Gereiztheit oder Nervosität belasten fast ein Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler. Zu den häufigsten Krankheitsbildern bei Kindern und Jugendlichen zählen Angststörungen, Entwicklungsstörungen, depressive Störungen, Aufmerksamkeits- und Essstörungen. Die österreichischen Ergebnisse sind vergleichbar mit jenen der KiGGS-Studie aus Deutschland.
Die Förderung psychosozialer Gesundheit ist als wichtiges Anliegen in der Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie verankert und eines der 10 Gesundheitsziele Österreichs.
Linktipps
- Erster Österreichischer Kinder- und Jugendgesundheitsbericht – Gesundheitsministerium
- Gender-Gesundheitsbericht Schwerpunkt Psychische Gesundhit am Beispiel Depression und Suizid (PDF) – Gesundheitsministerium
- HBSC-Studie (Health Behaviour in School-Aged Children-Study) – Gesundheitsministerium
- MHAT-Studie (Mental Health Problems in Austrian Adolescence, 2016)
- KiGGS (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) – Robert Koch Institut RKI
Psychosoziale Gesundheitsförderung in der Schule
Gesundheit wird von vielen Faktoren beeinflusst. Das Regenbogenmodell von Dahlgren & Whitehead (1991) stellt anschaulich dar, dass die individuelle Gesundheit nicht nur von persönlichen Ressourcen und Verhaltensweisen beeinflusst wird, sondern auch soziale, wirtschaftliche, kulturelle und natürliche Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Die Lebensbedingungen in der Schule können die psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern maßgeblich beeinflussen. Fühlen sich Kinder und Jugendliche in der Schule gerecht behandelt, unterstützt und akzeptiert, wirkt sich das positiv auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aus. Fehlende Wertschätzung, Schikanen und häufige Konflikte gelten hingegen als Risikofaktoren. Ob aus gegebenen Anlass oder präventiv – die Förderung psychosozialer Gesundheit in der Schule ist ein wichtiger Aspekt schulischer Gesundheitsförderung. Eine gründliche Ist-Analyse gleich zu Beginn gibt Orientierung und liefert Hinweise auf wichtige Handlungsfelder.
Linktipps
- Auf zur guten gesunden Ganztagsschule. Handreichung aus dem Projekt „Mit psychischer Gesundheit Ganztagsschule entwickeln“ (PDF) – Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
- Schwerpunktthema Psychosoziale Gesundheit – Landesprogramm für Bildung und Gesundheit Nordrhein-Westfalen.
- SELBST 1.0. – Selbsteinschätzung zur Schulentwicklung mit psychischer Gesundheit. Tool zum Downloaden – Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Ansatzpunkte und Tipps für den Schulalltag
Die Förderung psychosozialer Gesundheit hat vielfältige Aspekte. Schulen und Lehrpersonen bieten sich viele Möglichkeiten, wo sie ansetzen oder weiterarbeiten können. Zu den wichtigsten Handlungsbereichen zählen:
- Die Förderung guter Beziehungen und eines guten Klassenklimas.
- Die Förderung sozialer Integration von (neuen) Schülerinnen und Schülern in der Klasse.
- Einen konstruktiven Umgang mit Konflikten fördern und Gewalt verhindern.
- Die Lebenskompetenzen der Schülerinnen und Schüler fördern und ihren Selbstwert stärken.
- Soziales Lernen unterstützen und fördern.
Konkrete Beispiele zur Beziehungsgestaltung finden Sie in unseren Materialien Gute Beziehungen in der Schule. Mehr zum Thema Lebenskompetenzförderung bietet der Online-Schwerpunkt Lebenskompetenzen sowie die Materialien Lebenskompetenzen fördern – Suchtvorbeugung in der Schule.
Linktipps
- feel-ok.at – Internetbasiertes Interventionsprogramm für Jugendlichen zu verschiedenen Gesundheitsthemen, wie z.B. Körper und Psyche, Konflikt & Krise
- Projekt Psychische Erste Hilfe – Österreichisches Jugendrotkreuz
- Starke 10. Spiele und Anregungen zur Stärkung sozialer Kompetenzen (1.-4. Schulstufe) – SOS Kinderdorf
Deutschland, Schweiz: - Harmo-Nie? Unterichts- und Interventionshilfe zur Beziehungsgestaltung im schulischen Alltag (PDF) – Fachhochschule Nortwestschweiz
- Soziales Lernen im Kontext Schule- Instrumente für die Planung und dialogische Reflexion sozialer Lernprozesse (PDF) – Landeskooperationsstelle Schule – Jugendhilfe Potsdam
- Wie geht´s dir? – Schweizer Kampagne mit Tipps für ein Gespräch über psychische Belastungen
Kommunikation, Konfliktbewältigung und Gewaltprävention
Im Schulalltag lassen sich Konflikte oft nicht verhindern. Zu den häufigsten Vorkommnissen zählen Meinungsverschiedenheiten, Beschimpfungen, Beleidigungen oder das Wegnehmen von persönlichen Gegenständen. Konflikte beeinträchtigen den schulischen Alltag und erfolgreiches Lehren und Lernen. Kommunikationsfördernde und gewaltpräventive Initiativen, auf Klassenebene oder in der ganzen Schule, können dazu beitragen, das Klassen- bzw. Schulklima zu verbessern. Sie wirken dann am besten, wenn sie langfristig ausgelegt und dauerhaft in den schulischen Alltag integriert werden. Zur Erhebung des Gewaltvorkommens an Schulen steht ein Selbstevaluationsinstrument zur Verfügung: AVEO – Austrian Violence Evaluation Online Tool. GIVE hat zur Durchführung von gesundheitsförderlichen Projekten den Leitfaden „Unterwegs als gesunde Schule“ erstellt.
Linktipps
- Gewalt, Medien, Diversität: Hintergrundwissen und Anregungen für Pädagog:innen (PDF) – HEPI Zentrum für psychosoziale Gesundheitsförderung
- Gewaltprävention an Schulen. Persönlichkeitsbildung und Soziales Lernen (PDF) – ÖZEPS Österreichisches Zentrum für Persönlichkeitsbildung und Soziales Lernen
- Gewaltprävention Tirol – Tiroler Kinder- und Jugend GmbH
- Informationen zur Gewaltprävention – Schulpsychologie Bildungsberatung
- Informationen zum Thema Gewalt – Kinder- und Jugendanwaltschaft
- Leitfaden für die Einführung von Peer-Mediation an Schulen (PDF) – Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Deutschland, Schweiz: - Konfliktmanagement in der Schule. Trainingsmanual für Schüler:innen (PDF) – Universität Hamburg (Deutschland)
- Streitschlichtung und Umgang mit Gewalt an Schulen (PDF) – Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt (Deutschland)
- Gewalt in der Schule. Unterrichtsmaterial – Programm Lernen & Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
(Cyber-)Mobbing
Der Ausdruck „Mobbing“ wird heute in so vielfältigen Zusammenhängen verwendet, dass eine Begriffsklärung hilfreich scheint. Mobbing sind negative Handlungen, die vorsätzlich von einer oder mehreren Personen ausgeübt werden und sich gegen eine Person richten. Die Handlungen kommen dabei über einen längeren Zeitraum vor. Zwischen Opfer und Täter(n) herrscht ein Ungleichgewicht der Kräfte. Die Betroffenen fühlen sich hilflos. Eine spezielle Form ist Cybermobbing. Darunter versteht man systematisches Belästigen, Kränken und Bloßstellen im virtuellen Raum. (vgl. www.saferinternet.at/themen/cyber-mobbing/). Besondere Merkmale des Cyber-Mobbings sind die Anonymität, das unsichtbare Publikum, die mögliche Beteiligung von fremden Personen und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Cybermobbing hat verschiedene Erscheinungsformen- etwa beleidigende Kommentare und wiederholtes Zusenden von verletzenden Nachrichten, Verbreitung von Gerüchten und Unwahrheiten, Bloßstellung durch Verbreitung von peinlichen oder persönlichen Inhalten wie z.B. Fotos, Videos, und gezieltes Ausgrenzen einer Person aus Online-Communities. Für Betroffene ist Cyber-Mobbing deswegen so problematisch, weil sie sich nicht so leicht entziehen können. Die Inhalte bleiben im Internet verfügbar und können weiterverwendet werden.
Linktipps
- Anti-Mobbingfibel. Gegen Mobbing und Gewalt im Klassenzimmer (PDF) – Bildungsdirektion Kärnten und Kinder- und Jugendanwaltschaft Kärnten
- Cybermobbing: Gewalt und Mobbing mit neuen Medien – Informationen des Bildungsministeriums.
- Cyber-Mobbing – Saferinternet.at
- Leitfäden zur Prävention von Cybermobbing im Schulbereich. Überblick und Empfehlungen. (PDF) – Bildungsministerium
- Mobbing an Schulen. Ein Leitfaden für die Schulgemeinschaft im Umgang mit Mobbing (PDF) – Bildungsministerium
- Mobbing bei Kindern und Jugendlichen. Prävention in pädagogischen Einrichtungen (PDF) – Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien.
- Mobbingprävention im Lebensraum Schule. Handreichung (PDF) – ÖZEPS Österreichisches Zentrum für Persönlichkeitsbildung und Soziales Lernen
- Themenschwerpunkt Bullying und Homophobie in der Schule – Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt)
Deutschland, Schweiz: - Cybermobbing: Definitionen, Prävention, Interventiondmöglichkeiten – Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (Deutschland)
- Jakob und die Cyber-Mights. Online-Lernspiel – mmc Agentur für interaktive Medien GmbH
- Mutanfälle. Unterrichtsmaterial (PDF) – Fachhochschule Nordwestschweiz.
Sexuelle Vielfalt
Die vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt an Schulen ist wichtiger Beitrag zur gesunden (psychosozialen) Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Den Rahmen dafür gibt der Grundsatzerlass Sexualpädagogik (Rundschreiben Nr. 11/2015) vor. Darin wird festgehalten, dass es zum pädagogischen Auftrag von Schulen gehört, sich mit verschiedenen Formen von Sexualität und Identität altersgerecht und respektvoll auseinander zu setzen. Abwertendes und diskriminierendes Verhalten gegenüber jeglicher Form sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität gilt es zu vermeiden. Pädagog:innen können Kinder und Jugendliche in ihrer Identitätsfindung und sexuellen Entwicklung unterstützen, indem sie sich im Fachunterricht kompetent mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auseinandersetzen und im Alltag angemessen mit LGBTQ*-Schüler:innen und Lehrer:innen umgehen.
Wo können Schulen bzw. Lehrpersonen ansetzen?
Begriffe erklären: Im (schulischen) Alltag trifft man immer häufiger auf Begriffe wie LGBTQ*. Doch was steckt hinter diesen Kurzformen für Vielfalt in der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentitäten? Eine kurzgefasste Erklärung dazu finden Sie z.B. unter: www.liebesleben.de
Diskriminierung vermeiden: Abstammung, ethnische Herkunft, Glaube, Behinderung oder sexuelle Identität sind nur einige Beispiele, warum Menschen abgewertet und diskriminiert werden. Es lohnt sich als Schule darüber nachzudenken, wie Diskriminierungen vermieden werden können: Praxisleitfaden Diskriminierung an Schulen erkennen und vermeiden (PDF)
Coming out: Viele Menschen zögern jahrelang, sich zu ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität zu bekennen. Ein Coming out kann erleichternd sein, aber auch Schwierigkeiten wie z.B. Bullying mit sich bringen. Der Ratgeber zu sexueller Vielfalt und Coming out (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) oder der Leitfaden zum Umgang mit homophob motiviertem Bullying (Stadt Wien) bieten Hilfestellung. Zum Nachdenken anregen können die biografischen Comics von Ach, so ist das?!
Informationen für Jugendliche: Vorurteile und diskriminierendes Verhalten sind häufig die Folge von Unwissenheit und Angst vor dem Unbekannten. Kinder und Jugendliche kommen auf verschiedenen Ebenen (z.B. in der Schule, in den Sozialen Medien …) mit Begriffen rund um die Thematik LGBTQ* in Kontakt. Portale wie feel-ok.at oder wienXtra jugendinfo bieten altersadäquate Informationen sowie Kontakt zu Beratungseinrichtungen.
Regelmäßige Fortbildungen: Zahlreiche Fachorganisationen, zum Beispiel Fachstelle NÖ, Fachstelle Selbstbewusst, die möwe Akademie, bieten Fortbildungen für Pädag:innen zu verschiedenen sexualpädagogischen Themen an. Werfen Sie einen Blick in unseren Veranstaltungskalender!
Linktipps
- BIO-DIVERS! – Vier Module zur Förderung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Biologieunterricht der Sekundarstufe 1 – Queerformat
- Schule lehrt/lernt Vielfalt – praxisorientiertes Basiswissen und Tipps für Homo-, Bi-, Tans- und Inter*freundlichkeit in der Schule (Band 1) – Edition Waldschlösschen
- Schule lehrt/lernt Vielfalt – Materialien und Unterrichtsbausteine für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Schule (Band 2) – Edition Waldschlösschen
Psychische Belastungen, Erkrankungen und Suizidprävention
Psychische Belastungen und Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet, werden aber oft noch immer tabuisiert oder nicht ernst genommen. Auch Kinder und Jugendliche sind häufig von psychischen Problemen betroffen, sodass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Lehrpersonen, Schulleitungen und andere an der Schule tätigen Personen auf psychisch belastete Schüler:innen treffen. Sie sollten daher über die häufigsten psychischen Erkrankungen bei Heranwachsenden und über Warnzeichen Bescheid wissen und wissen, wie sie mit betroffenen Schüler:innen ins Gespräch kommen können.
Die Ergebnisse der letzten WHO-HBSC-Erhebung 2018 (PDF) zeigen, dass das emotionale Wohlbefinden der Schüler:innen mit zunehmendem Alter, vor allem ab Beginn der Pubertät, abnimmt. Etwa 12% der Burschen und ca. 24% der Mädchen zeigten bei dieser Erhebung so schlechte Werte, dass sie möglicherweise an einer depressiven Verstimmung litten. Laut der bereits genannte MHAT-Studie aus dem Jahr 2017 (Mental Health Problems in Austrian Teenagers) sind rund 22% der 10- bis 18-Jährigen von einer psychischen Erkrankung betroffen.
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter gehören:
- Angststörungen
- Neurologische Entwicklungsstörungen (z.B. ADHS)
- Trauma- und Stressbedingte Störungen
- Depressionen
- Störungen der Impulskontrolle und der Sozialverhaltens
- Selbstverletzendes Verhalten
- Essstörungen
Warnsignale
Stimmungsschwankungen und Gefühlsturbulenzen sind in der Pubertät normal. Das macht es Bezugspersonen nicht leicht einzuschätzen, ob Jugendliche in einem vorübergehenden emotionalen Tief stecken oder eine ernsthafte psychische Krise erleben. Warnsignale können sein:
- Sorgen, Ängste, negative Gedanken, Konzentrationsschwierigkeiten
- Leistungsabfall in der Schule
- Rückzug von gewohnten Aktivitäten, Selbstisolation
- Ruhelosigkeit, Aufgeregtheit, Überempfindlichkeit, Aggression
- Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, andauernde Müdigkeit
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch
- Selbstverletzung, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken
Lehrpersonen sollten vorsichtig sein, von Verhaltensveränderungen oder wahrgenommenen psychischen Problemen sofort auf eine psychische Erkrankung zu schließen. Die Diagnose einer psychischen Störung kann nur von Fachleuten nach einer eingehenden Anamnese erstellt werden.
Nicht in jeder psychischen Krise ist eine professionelle Hilfe notwendig. Oft schafft man es allein oder mit der Unterstützung von nahestehenden Menschen eine mentale Krise zu bewältigen. Angehörige und Vertrauenspersonen wie Lehrer:innen können durch emotionale Unterstützung und Gesprächsangebote bei der Bewältigung von psychischen Belastungen helfen.
Tipps für das Gespräch mit psychisch belasteten Schüler:innen:
- Sprechen Sie die Schülerin, den Schüler darauf an, dass Sie Veränderungen wahrgenommen haben, und bieten Sie ein Gespräch an.
- Es kann sein, dass die Schülerin, der Schüler ablehnend reagiert. Signalisieren Sie, dass Sie auch später für ein Gespräch bereitstehen, wenn die/der Jugendliche möchte, und erneuern Sie das Gesprächsangebot nach einiger Zeit.
- Sprechen Sie mit der Schülerin, dem Schüler unaufgeregt und neutral. Hören Sie zu und zeigen Sie, dass Sie sich Gedanken über sie bzw. ihn machen und ihre bzw. seine Situation verstehen möchten.
- Fragen Sie nach, wie Sie die Schülerin, den Schüler konkret unterstützen können. Meistens ist es hilfreich, Reizüberflutungen zu vermindern, für einige Zeit Belastungen zu reduzieren und so das Stressniveau zu senken.
- Vermeiden Sie, sofort von Therapie oder der Notwendigkeit von professioneller Hilfe zu sprechen. Bieten Sie erst später die Unterstützung bei der Suche nach weiterführender Hilfe an, wenn die Schülerin, der Schüler das möchte.
Informationen zur Suizidprävention finden Sie hier: https://www.give.or.at/angebote/themen/lebenskompetenzen/#suizidpraevention
Linktipps
- Depressive Kinder und Jugendliche – Verstehen, erkennen, vorbeugen (PDF) – Kinder- und Jugendanwaltschaft NÖ
- D.O.T – Die offene Tür – Forschungsprojekt der Karl Landsteiner Universität
- ganznormal.at – Verein zur Förderung der öffentlichen Diskussion über seelische Gesundheit
- Go-on – Kompetenzzentrum für Suizid-Prävention Steiermark
- SUPRA Suizidprävention Österreich
- Verrückt, na und! – Programm des Vereins Irrsinnig menschlich
Deutschland, Schweiz: - Depressionen bei Kindern und Jugendlichen – gesundheitsinformation.de Plattform des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
- Mein Kompass. Ein Wegweiser für Jugendliche zur psychischen Gesundheit – Universität Ulm
- (Nicht) ganz normal?! Psychische Erkrankungen verstehen. Infopaket für Lehrerinnen und Lehrer der Sek. I und II (PDF) – Kompetenznetz Depression, Suizidalität
- Suizidprävention und Trauerverarbeitung in der Schule. Unterrichtsmaterial (PDF) – Pädagogische Hochschule St. Gallen
- Zwischen Lebenslust und Lebensfrust. Eine Unterrichts- und Interventionshilfe zur Suizidprävention (PDF) – Fachhochschule Nordwestschweiz
Umgang mit Selbstverletzendem Verhalten
Von Selbstverletzendem Verhalten ohne suizidale Absicht, umgangssprachlich oft auch als Ritzen bezeichnet, spricht man, wenn sich Menschen selber freiwillig und wiederholt Verletzungen an der Körperoberfläche zufügen. Neben Schneiden, sind auch Methoden wie Schlagen, Verbrennen oder Kratzen weit verbreitet. Die Gründe für so ein Verhalten sind vielfältig. Ein Großteil der Betroffenen nutzen Selbstverletzung als Mittel, um mit intensiven negativen Gefühlen, wie z.B. Trauer, Wut, Stress, umzugehen und sich durch die Tat zumindest kurzfristig Erleichterung zu verschaffen. Selbstverletzendes Verhalten tritt aber auch auf, wenn Menschen sich selbst bestrafen wollen oder sich selber verletzen, um überhaupt etwas zu spüren. Wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen gilt auch hier: je früher Hilfe in Anspruch genommen wird, umso einfacher ist es für die Betroffenen damit aufzuhören. Eine übersichtliche Zusammenfassung zu diesem Thema finden Sie auf der Projektwebsite „Schulen stark machen gegen Suizidalität und Selbstverletzendes Verhalten“ der Uniklinik Ulm.
Was können Schulen tun?
Selbstverletzendes und suizidales Verhalten stellt Schulen vor große Herausforderungen und die Frage, wie man am besten damit umgeht. Ein erster wichtiger Schritt ist, hellhörig zu werden, wenn Schüler:innen sich augenscheinlich verändern. Häufige Anzeichen selbstverletzenden Verhaltens sind beispielsweise unerklärbare Verletzungen, Verhüllen der betroffenen Körperstellen selbst im Sommer, Aufbewahren von Messern oder Rasierklingen, ungewöhnlich lange Toilettenbesuche oder auch das Auftreten anderer psychischer Erkrankungen wie Essstörungen, Substanzmissbrauch.
Präventive Ansätze
Schulen, denen die psychosoziale Gesundheitsförderung am Herzen liegt und die hier nachhaltig Angebote setzen, tragen wesentlich zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei. Lebenskompetenzförderung und Materialien zur Ressourcenstärkung von Kindern und Jugendlichen, z.B. Emotionstrainings, sind passende Angebote. Zudem ist es von Vorteil, wenn sich Lehrer:innen bereits im Vorfeld über das Thema Selbstverletzendes Verhalten informieren, um im Anlassfall besser damit umgehen zu können.
Im Anlassfall
Besteht der Verdacht, dass eine Schülerin, ein Schüler sich selbst verletzt, sollte nicht gezögert werden, mit der/dem vermeintlich Betroffenen ein Gespräch zu führen. Einen Interventionsablauf finden Sie in der Publikation „Selbstverletzendes und suizidales Verhalten im schulischen Kontext“ des Instituts für Suchtprävention Wien (PDF, S. 19). Mit fachkundiger Unterstützung, z.B. durch das Einbeziehen des Vertrauenslehrers, der Vertrauenslehrerin, eines Mitarbeiters, einer Mitarbeiterin der Schulpsychologie oder externen Fachleuten, lassen sich solche Situationen leichter bewältigen. Rasches Handeln ist auch deswegen nötig, weil Selbstverletzendes Verhalten innerhalb der Klasse oder einer Gruppe unter Umständen zu Nachahmung führen kann.
Informationen & Materialien Selbstverletzendes Verhalten
- Handbuch Selbstverletzendes und suizidales Verhalten im schulischen Kontext (PDF) – SUPRO Gesundheitsförderung und Prävention
- Skriptum Selbstverletzendes und suizidales Verhalten im schulischen Kontext. Teil 1: Selbstverletzendes Verhalten (PDF) -Institut für Suchtprävention Wien
Seminar zum Thema: https://bildung.sdw.wien/node/92 - Selbstverletzendes Verhalten im Netz – klicksafe.de
- Was ist Selbstverletzendes Verhalten? – Neurologen und Psychiater im Netz
Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen
Kinder und Jugendliche, die aus ihrem Heimatland flüchten mussten, haben dort oft Schlimmes erlebt und müssen mit belastenden Fluchterfahrungen, mit dem Verlust ihres vertrauten Umfelds und möglicherweise enger Bezugspersonen sowie mit Ängsten und Unsicherheit bezüglich der Zukunft zurechtkommen. Die Schule ist eine soziale Lebenswelt, die diesen Kindern und Jugendlichen Stabilität, Verlässlichkeit und Orientierung zurückgeben und sich damit positiv auf ihre psychische Gesundheit auswirken kann. Lehrpersonen, die geflüchtete und möglicherweise traumatisierte Schüler:innen in ihrer Klasse haben, sollten über Traumata und mögliche Anzeichen dafür informiert sein und wissen, wie sie diese Kinder und Jugendlichen gut unterstützen können.
Einige grundlegende Empfehlungen zum Umgang mit traumatisierten Personen:
- Körperliche und psychische Symptome nach traumatischen Erlebnissen sind eine normale Reaktion auf ein außergewöhnliches und schreckliches Ereignis.
- Mit Abstand zum traumatischen Erlebnis können sich körperliche und psychische Reaktionen teilweise von allein zurückentwickeln. Ist das nicht der Fall, ist psychologische und psychotherapeutische Hilfe zur Bewältigung des Traumas sinnvoll.
- Vermitteln Sie ihren Schüler:innen mit Fluchterfahrung, dass sie in der Schule willkommen, angenommen und in Sicherheit sind.
- Fokussieren Sie auf Stärken und auf Positives. Traumatisierte Menschen empfinden sich aufgrund des Erlebten häufig als schwach und hilflos. Daher ist es besonders wichtig, nicht zu sehr auf Defizite (z.B. mangelnde Sprachkenntnisse) zu schauen, sondern Stärken, das, was die Schüler:innen (schon) gut können, in den Mittelpunkt zu rücken.
- Achten Sie auf Dinge und Situationen, die Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung triggern könnten. Unterrichtseinheiten oder Gespräche über Krieg und Flucht können andere Schüler:innen (z.B. Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan) an eigene traumatische Erlebnisse erinnern. Feiertage wie Muttertag oder Vatertag können für Kinder, die Elternteile verloren haben oder von ihnen getrennt sind, schwierig sein.
(nach: The Trauma-Toolkit 2013, S. 108ff; UNHCR 2020, S. 32)
Linktipps
- Trauma – was tun in der Schule? Merkblatt für Lehrerinnen und Lehrer in der Beschulung von Flüchtlingskindern. (PDF) – Schulpsychologie Bildungsberatung OÖ
- Integration von schulpflichtigen AsylwerberInnen, anerkannten Flüchtlingen bzw. subsidiär Schutzberechtigten. Schulungsmappe für Schulpsychologie und Schulsozialarbeit (PDF) – Schulpsychologie Bildungsberatung
- Was ist eigentlich ein Trauma? – Refugee Trauma Help
- Flucht und Trauma im Kontext Schule. Handbuch für Pädagog*innen (PDF) – UNHCR
- Trauma bei Kindern und Jugendlichen. Informationen für Lehr- und Erziehungskräfte (Broschüre zum Downloaden) – gesundheitsinformation.de:
Unterstützende Einrichtungen: Psychosoziale Angebote für traumatisierte Menschen
- Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
- Österreichische Kinderschutzzentren
Kärnten: - ASPIS – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge und Opfer von Gewalt.
Niederösterreich: - JEFIRA – Interkulturelles Therapiezentrum Niederösterreich. Diakonie Flüchtlingsdienst.
Oberösterreich: - OASIS – Therapiezentrum der Volkshilfe OÖ.
Salzburg: - SOTIRIA – Krisenintervention und Psychotherapie für Asylwerber:innen.
Steiermark: - Zebra – Interkulturelles Beratungs- und Therapiezentrum.
Tirol: - ANKYRA – Zentrum für interkulturelle Psychotherapie in Tirol.
Vorarlberg: - FEBO – Psychologische Betreuung von Flüchtlingen.
Wien: - AFYA – Interkulturelle Gesundheitsförderung.
- die boje – Akuthilfe für Kinder und Jugendliche bis 18.
- HEMAYAT – Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende.
- SINTEM Caritas Wien.
Weiter Linktipps zur psychosozialen Gesundheit
- Initiative ABC der psychosozialen Gesundheit junger Menschen
- Fachstelle für Gewaltprävention NÖ
- Team Präsent – Institut für Gewaltprävention und Beziehungskultur
- Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs
- KIS – Schulische Präventionsstelle am Landesschulrat für Salzburg
- Netzwerk psychosoziale Gesundheit und Gewaltprävention Tirol
- Plattform Gewaltprävention Oberösterreich
- saferinternet.at – Initiative zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien
- Schulpsychologie-Bildungsberatungsstellen Österreichs
- Wohlfühlzone Schule: Psychosoziale Gesundheit und (Cyber-)Mobbingprävention an Schulen
- Zentrum für Gewalt- und Mobbingprävention und Persönlichkeitsbildung an der Pädagogischen Hochschule Burgenland
Mehr Organisationen finden Sie unter: https://www.give.or.at/organisation/