Schulärztliche Gesundheitsförderung
Die Schulärztin, der Schularzt sind wichtige Gesundheitsexpert:innen an Schulen. Neben ihren herkömmlichen Aufgaben können sie durch ihr fachliches Know-How Schulen bei der Umsetzung von gesundheitsförderlichen Aktivitäten unterstützen.
Schulärztliche Tätigkeit
Die schulärztliche Tätigkeit kann – in Abhängigkeit von Schulart, Schulerhalter bzw. Dienstgeber – folgende Aufgaben beinhalten (vgl. Ärztekammer für Wien):
- Beurteilung der Schulreife bzw. Eignung für bestimmte Schulstufen und Schultypen
- kontinuierliche Betreuung der Schülerinnen und Schüler
- Untersuchungen nach dem Suchtmittelgesetz
- Impfungen und Impfberatungen
- Beurteilung von Leistungsrückständen aus gesundheitlichen Gründen
- schulärztliches Zeugnis bei (Teil-)Befreiung von Pflichtgegenständen
- Untersuchung vor schulischen Veranstaltungen
- Hilfestellung und Beratung von Lehrkräften und Eltern in Gesundheitsfragen und Fragen der Schulgesundheitspflege
- Zahnprophylaxe
- Erste-Hilfe-Leistungen und Überprüfung der Erste-Hilfe-Einrichtungen
- Projekte und Absprachen mit Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern z.B. bei Themen wie Ernährung, Sexualität oder Vorsorge
- Einbindung in die Gesundheitserziehung
- sanitäre Aufsicht
- Überprüfung der Arbeitsplätze der Schülerinnen und Schüler
- Dokumentation der genannten Aufgaben
- Erstellung eines Jahresberichts und statistische Erhebung von Gesundheitsdaten der Schülerinnen und Schüler
Darüber hinaus können Schulärztinnen und Schulärzte in verschiedenen Bereichen unterstützen wie:
– Arbeitsplatzergonomie für Schüler:innen und Lehrkräfte;
– Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer bei der Bearbeitung von Gesundheitsthemen;
– Unterstützung der Schulleitung bei Elternabenden zu Gesundheitsthemen;
– Mitwirkung und Unterstützung bei Hygienemaßnahmen;
– Unterstützung von Kindern mit chronischen Erkrankungen.
Schulen sind immer häufiger auch mit jungen Menschen mit chronischen Erkrankungen, schweren Allergien oder anderen gesundheitlichen Belastungen konfrontiert. Wenn diese Schülerinnen und Schüler Unterstützung benötigen, stellt sich die Frage, welche Tätigkeiten Lehrpersonen im Rahmen der Dienstpflicht erbringen müssen, was freiwillig getan werden kann, was einer Übertragung bzw. Einschulung durch eine Ärztin/einen Arzt bedarf, welche wichtige Rolle Schulärztinnen und Schulärzte spielen und was im Notfall zu beachten ist. Informationen dazu finden sich im Rundschreiben Nr. 13/2019 des Bildungsressorts.
Linktipps
- Schulärztlicher Dienst im Bildungsministerium
- Schularzt – Information der Ärztekammer Wien
- Gesellschaft der Schulärztinnen und Schulärzte Österreichs
- Schularztbuch des Schulärztlichen Dienstes (PDF)
Rechtliche Rahmenbedingungen
Gesundheitsförderung in der Schule
Determinanten von Gesundheit
Ernährung, Bewegung, Alkohol oder Rauchen sind einige der populärsten Themen, wenn es darum geht Gesundheit in der Schule zu thematisieren. Meist geschieht dies in Form von Einzelmaßnahmen wie Unterrichtseinheiten, Übungen, Workshops oder Exkursionen. Sie haben häufig das Ziel, eine Veränderung von Einstellungen und Verhalten bei den Schülerinnen und Schülern, hinzu einem gesünderen Lebensstil zu bewirken. Aus der Gesundheitsforschung weiß man jedoch, dass das individuelle Verhalten nur einer von vielen Faktoren ist, die die Gesundheit beeinflussen. Veranschaulicht wird das durch das Modell der Gesundheitsdeterminanten.
Neben der individuellen Lebensweise wirken viele Faktoren auf unsere Gesundheit, auf die das einzelne Individuum keinen oder nur beschränken Einfluss hat. Zu den Gesundheitsdeterminanten zählen:
- individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht und die Erbanlagen
- die soziale Umwelt, Familie und Freundeskreis, Arbeitsplatz und Schule
- sozioökonomische, politische und ökologische Bedingungen spielen eine Rolle
Gesundheitsförderung versucht mit verschiedenen Strategien, diese Einflussfaktoren positiv zu verändern, um Gesundheitsressourcen stärken und Belastungen zu reduzieren.
Die Kinder- und Jugendgesundheit ist eines der 10 Gesundheitsziele für Österreich.
Nachhaltige Veränderungen – whole school approach
Wer nachhaltige Veränderungen bewirken möchte, sollte auch die Rahmenbedingungen am Schulstandort in den Blick zu nehmen und Verhältnisse schaffen, die ein positives Gesundheitsverhalten erleichtern. Dabei geht es nicht um ein Mehr an Projekten oder eine Erhöhung der Arbeitsbelastung von Lehrerinnen und Lehrern, sondern vielmehr darum, dass …
– gesundheitsförderliche Aktivitäten, die bereits durchgeführt werden, besser aufeinander abgestimmt werden.
– auf Aktivitäten fokussiert wird, die den Anliegen und Bedürfnissen des Schulstandortes entsprechen und gesundheitsförderliches Lehren und Lernen unterstützen.
– mögliche gesundheitliche Defizite der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte berücksichtigt werden.
Erfolgversprechend sind daher Maßnahmen, auf Verhalten und Verhältnisse fokussieren. Solche umfassenden Ansätze nennt man auch „whole-school-approach“.
GIVE-Angebot
Gesundheitliche Chancengerechtigkeit
Nicht alle haben die gleichen Gesundheitschancen. Gesundheit und Krankheit sind ungleich verteilt d.h. sie kommen bei armen und weniger privilegierten Menschen häufiger vor. Lebenssituationen wie materielle Armut kombiniert mit beengtem Wohnraum ohne Rückzugsmöglichkeiten, anhaltende Disharmonie in der Familie, chronischen Erkrankungen oder Suchterkrankung eines Elternteils wirken sich besonders belastend auf Kinder und Jugendliche aus. Schulen können hier positiv unterstützen, indem sie z.B. gesundheitsförderliche Verpflegungsangebote schaffen, Lern- und Förderangebote anbieten, Unterstützungssysteme nutzen und Schülerinnen und Schülern einen verlässlichen Rahmen bieten.
GIVE-Angebot
Gesundheitskompetenz
Gesundheitsförderung ist im schulischen Kontext schon gut angekommen. Gesundheitskompetenz ist als Begriff im Setting Schule noch relativ neu, obwohl für Gesundheitskompetenz relevante Handlungsfelder in Schulen schon lange thematisiert werden. Gesundheitskompetenz ist mit allgemeiner Bildung verknüpft und umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden.
Die Schule hat einen wesentlichen Einfluss darauf, ob und bis zu welcher Stufe Kinder und Jugendliche Gesundheitskompetenz entwickeln. Schulen können Gesundheitskompetenz grundsätzlich auf mehreren Ebenen fördern:
- auf Unterrichtsebene, durch Gesundheitsbildung;
- auf Schulebenen, indem der Zugang zu guten Gesundheitsinformationen erleichtert wird (sowohl Schülerinnen und Schülern, als auch den Lehrkräften) und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die gesundheitskompetenten Entscheidungen erleichtern.
Linktipps
- Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz
- Die Gesundheitskompetenz österreichischer Schülerinnen und Schüler. HBSC-Factsheet 02 (PDF) – HBSC-Erhebung 2028
GIVE-Angebot
Zusammenarbeit mit Eltern
Schulen machen immer wieder die Erfahrung, dass manche Eltern schwer erreichbar sind. Das kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängen, wie z.B. andere Muttersprache, begrenzte zeitliche Ressourcen (Schichtdienst, Kinderbetreuung). Es wird nie möglich sein, alle Eltern zu erreichen. Dennoch lohnt es sich, verschiedene Wege auszuprobieren, um eine gute Beziehung zu den Eltern und Erziehungsberechtigten aufzubauen, z.B. ein Elterncafé, Information über Beratungs- und Unterstützungsangebote für Eltern.
Tipps für die Vorbereitung von Elternabenden:
- Was ist das Ziel des Elternabends?
- Worum geht es (Inhalte/Thema) und wo liegen Ihre Grenzen und die des Themas? Was möchten Sie unbedingt ansprechen?
- Zielpublikum richtig einschätzen: Welchen Bildungshintergrund, welche Kultur und Sprache haben die teilnehmenden Eltern? Versuchen Sie möglichst verständlich und prägnant zu formulieren und vermeiden Sie zu viele Fachbegriffe, die nicht jedem geläufig sind. Je umständlicher gesprochen wird, umso eher werden Inhalte missverstanden.
- Respektieren Sie den Erfahrungshintergrund der Teilnehmer/innen und vermeiden Sie Schuldzuweisungen.
Weitere Linktipps
- Gesunde Schule: Netzwerke, Programme, Projekte
- GIVE-Schwerpunktthema: Gesundheitsförderung und Schulentwicklung
- Kinder- und Jugendgesundheit – Gesundheitsministerium
- HBSC (Health Behaviour in School-aged Children)-Studie (Österreich) – Gesundheitsministerium
- Kinder- und Jugendgesundheitsbericht des Gesundheitsministeriums – Gesundheitsministerium
- KiGGS – Langzeitstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (Deutschland) – RKI Robert Koch Institut
- Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung und/oder einem speziellen Versorgungsbedarf (PDF) – LBIHPR
GIVE-Angebot
Themenbezogene Ansatzpunkte im Schulalltag
Ernährung
Essen und Trinken zählen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Eine bedarfsgerechte und abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig für Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und eine gesunde Entwicklung des Körpers. Neben dieser physiologischen Funktion und Notwendigkeit wird das Essverhalten von zahlreichen anderen Faktoren beeinflusst, wie z.B. Vorlieben, Esskultur der Familie, Gefühle, Lebensmittelverfügbarkeit.
Das was Kinder und Jugendliche essen wird darüber hinaus auch von Gewohnheiten, Werbung, der Peer Group aber auch den finanziellen Möglichkeiten beeinflusst. Ernährung ist somit ein sehr vielschichtiges Thema, das sich aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten lässt. Damit Kinder und Jugendliche verstehen, wie sich das individuelle Essverhalten auf ihre Gesundheit, aber auch Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft auswirkt, benötigen sie strukturierte und fachlich fundierte Informationen über diese komplexen Zusammenhänge.
Schulärztinnen und Schulärzte können hier mit ihrer Expertise unterstützen. Eine Übersicht über altersgemäße Verzehrsmengen und Portionsgrößen in der optimierten Mischkosten stellt die Österreichische Gesellschaft für Ernährung zur Verfügung.
Da das Ernährungsverhalten ein sehr stabiles Verhalten ist, benötigt es für nachhaltige positive Veränderungen nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Thema auf Unterrichts- und Projekteebene, sondern auch ein optimales Verpflegungsangebot in der Schule. Dabei sollte eine Abschreckungspädagogik (z.B. zu viel Süßigkeiten schädigt die Zähne) und die Einteilung von Lebensmitteln in gesund/ungesund vermieden werden. „Gesund“ ist keine Eigenschaft, die Kindern und Jugendlichen Lust darauf macht, etwas Neues zu probieren.
Neben Maßnahmen, die auf das Essverhalten der Kinder und Jugendlichen abzielen, ist die Art und Weise wie Pausenverpflegung und das Mittagessen angeboten und gestaltet werden bedeutsam für die Entwicklung der Ernährungskompetenz von Schülerinnen und Schülern. Sie bekommen beispielsweise die Möglichkeit neue Esserfahrungen zu machen, Geschmacks- und Handlungsmuster zu festigen.
Um ihre Verpflegung zu optimieren, können Schulen folgende Unterstützungsangebote nutzen:
- EU-Schulprogramm für Milch, Obst und Gemüse – AMA Agrarmarkt Austria
- Gesunde Küche – Gesundheitsland Kärnten
- Vitalküche – „Tut gut!“ Gesundheitsvorsorge GmbH NÖ
- Initiative „Gesunde Küche für Kindergarten und Schule“ – Gesundes Oberösterreich
- Fokus Ernährung – AVOS Salzburg
- Gemeinsam gesund genießen: Unser Schulbuffet – Gesundheitsfonds Steiermark
- kinder.kulinarik.weg.tirol – Kooperationsprojekt Agrarmarketing Tirol GmbH, PH Tirol und Bildungsdirektion Tirol
- Gemeinsam Essen in Vorarlberger Bildungseinrichtungen – aks gesundheit GmbH Vorarlberg
- Wiener Schulfruchtprogramm – WiG Wiener Gesundheitsförderung
Mehr Infos im GIVE-Schwerpunkt: Essen und Trinken in der Schule – Verpflegungsangebote
Linktipps
- Die österreichische Ernährungspyramide (PDF) – Gesundheitsministerium
- Kinder essen gesund – Initiative des Fonds Gesundes Österreich für Eltern, Lehrkräfte und Essensverantwortliche mit einer umfangreichen Toolbox
- Lebensmittellupe. Online-Tool – AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
- Richtig essen von Anfang an! – Programm der AGES, des BMSGPK und des DVSV
- Videokanal „Ernährung und Bewegung“ – AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
- Bundeszentrum für Ernährung Deutschland
GIVE-Angebote
Körperliche Aktivität
Regelmäßige körperliche Bewegung hat eine Reihe von positiven Aspekten und daher einen wichtigen Stellenwert in der schulischen Gesundheitsförderung. Die Bewegungsempfehlungen für Kinder von 6 -18 Jahren lauten (zit. nach FGÖ, Hrsg. 2020):
- Bewegung soll allen Kindern und Jugendlichen täglich ermöglicht werden.
- Kinder und Jugendliche sollen sich täglich mind. 60 Minuten (1 Stunde) bewegen. Zur Förderung der Ausdauer soll der Großteil der täglichen mindestens 60 Minuten Bewegung mit mittlerer und höherer Intensität ausgeübt werden. An 3 Tagen der Woche wird ausdauerorientierte Bewegung mit höherer Intensität empfohlen.
- Als Teil der täglichen 60 Minuten Bewegung werden an mindestens 3 Tage der Woche muskelkräftigende und knochenstärkende Aktivitäten empfohlen.
- Auf Freude an der Bewegung, altersentsprechende Bewegungsformen sowie ein möglichst breites motorisches Spektrum soll geachtet werden.
- Langandauerndes Sitzen soll vermieden beziehungsweise immer wieder durch Bewegung unterbrochen werden.
- Bewegung soll allen Kindern und Jugendlichen täglich ermöglicht werden.
- Kinder und Jugendliche sollen sich täglich mind. 60 Minuten (1 Stunde) bewegen. Zur Förderung der Ausdauer soll der Großteil der täglichen mindestens 60 Minuten Bewegung mit mittlerer und höherer Intensität ausgeübt werden. An 3 Tagen der Woche wird ausdauerorientierte Bewegung mit höherer Intensität empfohlen.
- Als Teil der täglichen 60 Minuten Bewegung werden an mindestens 3 Tage der Woche muskelkräftigende und knochenstärkende Aktivitäten empfohlen.
- Auf Freude an der Bewegung, altersentsprechende Bewegungsformen sowie ein möglichst breites motorisches Spektrum soll geachtet werden.
- Langandauerndes Sitzen soll vermieden beziehungsweise immer wieder durch Bewegung unterbrochen werden.
Eine Auseinandersetzung mit den Themen Bewegung und Schule bedarf immer auch einer Auseinandersetzung mit Themen wie Umwelt, Grün- und Schulgeländegestaltung, Schulfreiräumen und Mobilität. Eine Schule, die in Bewegung kommen möchte, sollte daher immer auch die Bewegungsmöglichkeiten rund um ihren Standort betrachten und einbeziehen. Zu den wesentlichen Ansatzpunkten zählen die bewegte Pause, der bewegte Unterricht, Unterrichtsfach Bewegung und Sport, bewegungsfreundliche Schulraumgestaltung und Bewegung als wesentliches Element ganztägiger Schulformen. Schulärztinnen und Schulärzte können Argumente und Belege liefern, welche umfassend positive Wirkung körperliche Aktivität auf die Entwicklung von Schülerinnen und Schülern hat.
Mehr Infos im GIVE-Schwerpunktthema: Bewegte Schule
GIVE-Angebote
- Schule kommt in Bewegung
- Factsheet Mehr Bewegung in die Schule
- Factsheet Inklusiver Bewegungs- und Sportunterricht
Linktipps
- Bewegte Schule Österreich
- Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. HBSC-Berichte und Factsheets – Gesundheitministerium
- Kinder gesund bewegen 2.0 – fitsportaustria.at
- Nationaler Aktionsplan Bewegung
- Österreichische Bewegungsempfehlungen. Wissensband 17 – FGÖ Fonds Gesundes Österreich
- Schulmedien der AUVA
Körpergewicht, Essstörungen und Adipositas
Das Körpergewicht von Kindern und Jugendlichen ist ein Parameter für eine gesunde körperliche Entwicklung. Perzentilkurven für den BMI von Mädchen und Burschen geben dafür einen Orientierungsrahmen. Der Bereich für Normalgewicht liegt zwischen der 10. und 90. Perzentile.
Allerdings ist das Gewicht allein wenig aussagekräftig, um den Gesundheitszustand zu beurteilen. Es sind zusätzliche Kenntnisse zum Lebensstil, zu körperlicher Aktivität, zur Qualität der Nahrung und dem Lebensumfeld nötig. Bei der Beurteilung des Körpergewichts spielen Schulärzte und Schulärztinnen eine wichtige Rolle, indem sie zu einer sachlichen Diskussion und objektiven Gewichtsbeurteilung beitragen.
Die Daten der HBSC-Erhebungen belegen, dass ungefähr die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Meinung ist, dass sie – trotz vorliegendem Normalgewicht – nicht das richtige Gewicht haben. Mädchen neigen dazu, sich mit zunehmendem Alter zu dick einzustufen, Burschen hingegen sind der Meinung sie seien zu dünn und zu wenig muskulös.
Die Unzufriedenheit mit sich selber, Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Problemen und viele andere Einflussfaktoren können dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler eine Essstörung entwickeln. Beim „Kampf gegen Adipositas“ darf der zunehmend gestörten Körperwahrnehmung von Kindern und Jugendlichen nicht weiter Vorschub geleistet werden. Es geht vor allem darum, betroffene Kinder und Jugendliche vor Diskriminierung zu schützen und sie bei der Entwicklung eines positiven Verhältnisses zu ihrem Körper zu unterstützen. Aber auch das soziale Umfeld und die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen spielen eine wesentliche Rolle.
Nicht alle Formen von Essstörungen werden auf den ersten Blick sichtbar und bleiben daher oft lange unentdeckt, was die Chance auf Heilung verringert. Umso wichtiger ist es, dass ein Verdacht ernstgenommen und mit anderen Bezugspersonen (z.B. Klassenlehrer/in, Elternteil) besprochen wird.
Ziele der schulärztlichen Arbeit können sein (zit. nach: Der essgestörte Patient):
- Sicherheit geben durch medizinische Kontrollen inklusive Gewichtskontrollen
- in Kontakt bleiben mit der betroffenen Schülerin auch und gerade in schwierigen Situationen (Therapieabbruch, Therapieverweigerung)
- durch Positiv-Strategien den Selbstwert der Jugendlichen steigern (wertschätzende Grundhaltung, Förderung von konstruktiven Verhaltensweisen, Anregung zu kreativen Tätigkeiten, Unterstützung für alles, was Freud macht, etc.)
- ausdrückliche Zurückhaltung bei Diätempfehlungen, die mit Kalorientabellen verbunden sind.
Mehr Infos im GIVE-Schwerpunkt: Positive Körperbilder fördern
Linktipps
- Adipositas bei Kindern und Jugendlichen – Obesity Academy Austria
- Behandlungsangebote in Österreich – Hotline für Essstörungen
- COSI (Childhood Obesity Surveillance Initiative) des WHO Regionalbüros Europa – Gesundheitsministerium
- Evidenzbasierte Leitlinie zur Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter (PDF) – Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter
- Portal Essstörungen – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutschland
GIVE-Angebote
Suchtprävention
Sucht ist eine Krankheit, die Auswirkungen auf Körper und Geist, auf den ganzen Menschen, hat. Eine Suchterkrankung hat bestimmte Merkmale, anhand derer Fachkräfte wie Psycholog;innen oder Fachärzt:innen für Psychiatrie die Krankheit diagnostizieren können. Solche Merkmale sind beispielsweise:
- Zwang: Wenn man etwas nicht mehr freiwillig nimmt oder macht, sondern „muss“.
- Dosissteigerung: Man braucht immer mehr von einem Mittel oder Verhalten.
- Kontrollverlust: Man merkt nicht mehr, wie viel man eigentlich konsumiert.
- Entzugserscheinungen: Wenn man das Mittel oder das Verhalten nicht hat, fehlt einem etwas.
Nicht jeder Konsum von psychoaktiven Substanzen bedeutet notwendigerweise eine Suchtgefährdung. Fachleute unterscheiden daher verschiedene Konsumformen die von experimentellem Konsum (Probierverhalten), über unschädlichen Konsum und schädlichen Konsum zu abhängigem, süchtigem Konsum reichen.
Das Suchtmittelgesetz (SMG), BGBl. I Nr. 112/1997 gibt im § 13 Anleitung, wie in der Schule im Verdachtsfall vorzugehen ist. Der Handlungsleitfaden für Schulen (PDF) informiert über die Vorgehensweise.
Im Umgang mit Verdachtsfällen spielen Schulärztinnen und Schulärzte eine wichtige Rolle. Zu ihren Aufgaben gehört es folgende Fragestellung zu klären:
- Liegt ein Suchtmittelmissbrauch im Sinne eines gelegentlichen, gesundheitsschädigenden oder abhängigen Konsums vor?
- Ergibt sich draus die Notwendigkeit eine gesundheitsbezogene Maßnahme anzuordnen?
Es ist sinnvoll bei der Erstabklärung den schulpsychologischen Dienst beizuziehen.
Mehr Infos im GIVE-Schwerpunkt: Lebenskompetenzen fördern
Linktipps
- Österreichische ARGE Suchtvorbeugung – Netzwerk der Fachstellen für Suchtprävention
- Suchtprävention in der Schule. Informationsmaterial für die Schulgemeinschaft (PDF) – Bildungsministerium
GIVE-Angebote
- Lebenskompetenzen fördern. Suchtvorbeugung in der Schule
- Factsheet Life Skills. Lebens- und Gesundheitskompetenzen
Sexualität & Verhütung
Schulische Sexualerziehung spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen nicht nur Informationen zu vermitteln, sondern auch auf ihre Lebenswelt und Gefühle einzugehen. Es gehört zum Lehr- und Erziehungsauftrag der Schule, dass Schülerinnen und Schüler altersadäquate sexualpädagogische Angebote erhalten. Im Volksschulalter geht es darum, Grundlagenwissen über Sexualität zu vermitteln, den Körper und damit verbundene Gefühle zu thematisieren. In der Pubertät sollen körperliche und seelische Veränderungen, die Jugendliche häufig verunsichern, besprochen werden.
Erfolgreiche Sexualerziehung passiert nicht nur auf der Sachebene, sondern berücksichtigt auch die Beziehungsebene. Im Grundsatzerlass „Sexualerziehung in den Schulen“ ist das Thema als Unterrichtsprinzip verankert.
Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, können im Laufe ihrer Tätigkeit mit einer der massivsten Form von Gewalt konfrontiert werden – sexuellen Übergriffen und sexualisierte Gewalt. Im Sinne einer achtsamen Schule können Schulärztinnen und Schulärzte durch folgende Maßnahmen einen Beitrag leisten (vgl. Verein Selbstlaut (2020): Achtsame Schule. Leitfaden zur strukturellen Prävention von sexueller Gewalt, PDF):
Eine Schulärztin, ein Schularzt kann…:
- Sprechstunden für Schülerinnen und Schüler anbieten;
- die Räumlichkeiten so angenehm wie möglich gestalten;
- Schülerinnen und Schüler im Vorfeld darauf hinweisen, was als nächstes passiert und wo sie berührt werden;
- Schülerinnen und Schüler ermutigen, bei unangenehmen Berührungen jederzeit etwas zu sagen;
- bei Untersuchungen durch Benennen von Geschlechtsteilen eine Sprachhilfe für möglicherweise von sexueller Gewalt betroffene Kinder geben;
- Info-Folder und Anlaufstellen für unterschiedliche Themengebiete aufliegen haben;
- mit anderen psychosozialen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Lehrenden gut vernetzt sein;
- Schülerinnen und Schüler im Erleben positiver Körperwahrnehmung unterstützen.
Linktipps
- Bildungsministerium: Unterrichtsprinzip Sexualpädagogik
- Institut für Sexualpädagogik
- Österreichische Gesellschaft für Familienplanung
- Plattform der Aidshilfen Österreichs
- Sexuelle Gesundheit – mit Schwerpunkt auf sexuell übertragbare Krankheiten. Ein Manual für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationsbiografie und/oder Fluchterfahrung (PDF) – Aids Hilfe Wien
GIVE-Angebot
Gesund bleiben – Infektionskrankheiten vorbeugen
Neben klassischen Themen der schulischen wie Ernährung und Bewegung, zählen auch Vorsorgethemen wie die Verhütung von Infektionskrankheiten und Hygiene zu relevanten Handlungsfeldern für Schulen.
Die Verhütung von Infektionskrankheiten hat eine lange Tradition. Hygienemaßnahmen, verbesserte Wohn- und Lebensbedingungen, Impfungen und eine gesunde Lebensweise gehören zu den wesentlichen Präventionsmaßnahmen, wenn es darum geht, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu reduzieren.
Die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit diesen Themen ist also ein wesentlicher Bestandteil schulischer Gesundheitserziehung und trägt dazu bei, dass Kinder und Jugendliche gesundheitskompetent werden.
Hygiene
Neben der persönlichen Hygiene sind Innenraumhygiene und Küchen- und Lebensmittelhygiene, wesentlich für Schulen. Im täglichen Schulbetrieb trägt die Hauptverantwortung für die Hygiene die Schulleitung. Sie kann auch festlegen, wer für welche Maßnahmen verantwortlich ist. Das können neben dem Schulwart und den Reinigungskräften auch Lehrerinnen, Lehrer und Schülerinnen, Schüler sein. Der schulärztliche Dienst kann bei Hygienefragen eine beratende Funktion übernehmen.
Impfen
In Österreich gibt es seit mehr als 20 Jahren ein kostenloses Kinderimpfprogramm, d.h. für Kinder bis zum 15. Lebensjahr sind die wichtigsten Impfungen kostenlos. Eine Impfpflicht gibt es bis dato nicht, allerdings Impfempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Der aktuelle Impfplan kann von der Website des Gesundheitsressorts heruntergeladen werden: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen.html
In speziellen Situationen, z.B. im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, sind auf Anordnung der Behörde zusätzliche Maßnahmen einzuhalten. Dazu gehören beispielsweise Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Weiterführendes Infomaterial und Erklärvideos finden Sie hier: https://www.gemeinsamlesen.at/corona
Mehr Infos im GIVE-Schwerpunkt: Gesundheit & Hygiene
Linktipps
- Österreichisches Gesundheitsportal
- Gesundheitsportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Deutschland)