Gesundes Sehen beim Lernen
Augengesundheit und gesundes, effektives Lernen hängen von einander ab. Fehlsichtigkeit und Erkrankungen des Auges bei Schülerinnen und Schülern können das Lernen beeinträchtigen, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden. Umgekehrt gilt jedoch auch, dass die Art und Weise, wie gelernt wird, Auswirkungen auf die Gesundheit der Augen hat.
Kurzsichtigkeit
Die Kurzsichtigkeit (Myopie) nimmt weltweit zu, vor allem in den Industrieländern. Kurzsichtigkeit hat genetische Faktoren: Kinder kurzsichtiger Eltern sind häufig ebenfalls kurzsichtig. Aber auch Umwelteinflüsse spielen bei der Entwicklung einer Myopie eine Rolle.
In der Kindheit wächst das Auge. Wächst der Augapfel zu stark, entsteht eine Kurzsichtigkeit. Viel Naharbeit, also lang andauerndes Sehen in der Nähe, begünstigen ein übermäßiges Wachstum des Auges. Dazu gehört das Lesen von Büchern ebenso wie die Beschäftigung mit Smartphones und Tablets. Günstig hingegen wirkt sich der Aufenthalt im Freien aus: Kinder, die sich viel bei Tageslicht draußen aufhalten, werden weniger oft kurzsichtig. Empfohlen werden täglich zumindest zwei Stunden Aufenthalt im Freien.
Bildschirmmedien – eine besondere Gefahr für die Augen?
Das Lernen mit digitalen Medien hat wachsende Bedeutung, denn es eröffnet neue Möglichkeiten zur Erarbeitung von Lerninhalten; zudem ist die Vermittlung digitaler Kompetenzen ein wichtiges Bildungsziel. Gerade jetzt während der COVID-19-Pandemie sind Bildschirmmedien außerordentlich hilfreich, um den Schulunterricht im Distance Learning zu ermöglichen. Kinder und Jugendliche nutzen digitale Devices aber natürlich auch in der Freizeit; so kommt es dazu, dass Heranwachsende täglich viel Zeit vor Bildschirmen verbringen.
Das oft lang andauernde unbewegliche Schauen auf Bildschirme beansprucht die Augen. Sie ermüden und werden trocken, weil zu wenig geblinzelt wird. Dazu kommt häufig eine schlechte Haltung beim Arbeiten an Bildschirmen: Die meisten Menschen neigen bei länger dauernden Bildschirmarbeiten dazu, in einer Art „Schildkrötenhaltung“ den Rücken zu krümmen und den Hals vorzustrecken. Das führt zu Verspannungen in Nacken und in den Schultern, die sehr schmerzhaft sein können. Starke Verspannungen im Nacken können aber auch Kopfschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Sehstörungen hervorrufen.
Blaues Licht
Studien zeigen, dass blaues Licht, d.h. Licht aus dem kurzwelligen, energiereichen Spektrum, die Augen schädigt und Sehzellen zum Absterben bringt. Bei diesen Experimenten wurde allerdings mit massiven Bestrahlungen mit blauem Licht geforscht. Im Alltag sind die Augen glücklicherweise keiner so hohen Blaulichtbestrahlung ausgesetzt. Die Leuchtdioden (LED), die zum Beispiel in modernen Bildschirmen von Handys, Tablets usw. verwendet werden, strahlen viel weniger energiereiches, blaues Licht ab als in Studien benutzt wird. Gesetzliche Vorgaben, zum Beispiel EU-Richtlinien, sorgen für das Einhalten unbedenklicher Grenzwerte. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Menge an kurzwelligem Licht, dem ein Mensch im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist, die Entwicklung einer altersabhängigen Makuladegeneration fördert und damit zu schweren Sehstörungen im Alter führen kann. Deshalb ist es sinnvoll, die Gefahren durch die Einwirkung von blauen Licht durch einige einfache Maßnahmen zu reduzieren.
Nahezu alle Geräte mit Bildschirm, sowohl PC, Laptop als auch Smartphone, bieten die Möglichkeit, auf warme Lichtfarbe umzustellen („Nachtmodus“). Es gibt auch Bildschirmbrillen mit gelblich getönten Gläsern, die den Blauanteil des Lichtes herausfiltern.
Licht in Klassenräumen und an Arbeitsplätzen
In Klassenzimmern ist natürliches Licht die optimale Beleuchtung. In den Schulbau- und Einrichtungsverordnungen gibt daher Vorgaben für das Verhältnis von Fensterflächen und Raumgröße, um eine optimale Nutzung des Tageslichts zu ermöglichen (vgl. Schulbauverordnungen der Bundesländer, abrufbar über www.ris.bka.gv.at)
An vielen Tagen des Schuljahres wird das Tageslicht aber nicht ausreichen, vor allem in den Wintermonaten. Dann müssen Klassenzimmer künstlich beleuchtet werden. Auch dafür gibt es in den Schulbau- und Einrichtungsverordnungen Vorgaben, etwa für die Anzahl und die blendungsfreie Platzierung von Leuchtkörpern oder über die notwendige Lichtstärke (250 Lux in Klassenzimmern). Für angenehmes und gesundheitsförderndes Lernen ist jedoch auch die Lichtqualität bedeutsam.
Die Lichtfarbe ist ein entscheidendes Element der Lichtqualität. Die Lichtfarbe eines Leuchtmittels ergibt sich aus der spektralen Zusammensetzung und der Farbtemperatur des ausgesandten Lichts. Die Farbtemperatur bzw. Lichtfarbe wird in Kelvin angegeben. Warmweißes Licht hat 2700-3000 Kelvin und wird als gemütlich und wohnlich empfunden. Für Klassenzimmer empfiehlt sich neutralweißes Licht mit 4000-5300 Kelvin, während kaltweißes Licht mit > 5300 Kelvin für Zeichensäle, Physik- und Chemiesäle und Werkstätten geeignet ist.
Bei der Beleuchtung von Schulräumen und von Arbeitsplätzen zu Hause ist es wichtig, Blendungen des Auges zu vermeiden. Arbeitsplätze, sowohl das Pult in der Schule als auch der Schreibtisch zu Hause, werden am besten von oben ausgeleuchtet. Direktes Licht in Augenhöhe und spiegelnde Arbeitsflächen blenden und sind daher zu vermeiden. Auch direkte Sonneneinstrahlung kann blenden; deshalb ist ein Sonnenschutz bei Fenstern, wo eine direkte Sonneneinstrahlung möglich ist, unerlässlich.
Tipps für die Augengesundheit
Das Auge braucht abwechslungsreiches Sehen, das Schauen in die Ferne ebenso wie in der Nähe. Tageslicht kann die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit aufhalten. Deshalb sollte besonders Kinder so oft wie möglich bei Tageslicht draußen sein: Augenärztinnen und Augenärzte empfehlen mindesten zwei Stunden täglich!
Treten Augen- und Sehproblemen auf, sollte auf jeden Fall ein Augenarzt, eine Augenärztin konsultiert werden. Fehlsichtigkeiten können mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen leicht korrigiert werden. Die Infobroschüren der Österreichisches Opthalmologischen Gesellschaft unterstützen Lehrpersonen bzw. Eltern dabei, Sehprobleme bei Kindern zu erkennen.
Tipps für die Arbeit am Bildschirm:
- Leseabstand von 30 bis 40 cm zu PC, Tablet und Smartphone einhalten, d.h. das Gerät nicht direkt vor die Nase halten!
- Regelmäßige Bildschirmpausen, zum Beispiel alle 20 min für 1 min in die Ferne schauen oder ½ min lang Blinzeln, alle 50-60 min für ca. 5 min etwas anderes tun (z.B. Augenyoga – siehe unten).
- Die Helligkeit an Bildschirmen und Displays gut einstellen. Sie dürfen nicht flackern und sollten sauber sein.
- Nicht im Dunkeln auf helle Bildschirme und Displays schauen.
Augenyoga zum Training der Augenmuskulatur:
Aufrecht und entspannt sitzen oder stehen. Einen Arm gerade nach vorn ausstrecken und mit dem Zeigefinger nach oben zeigen. Mit den Augen auf den Zeigefinger fokussieren. Mit dem Zeigefinger folgende Bewegungen jeweils 3 x ausführen. Mit den Augen dem Finger folgen, ohne dabei den Kopf zu bewegen :
- Den Zeigefinger in Augenhöhe zuerst ganz nach links und dann nach rechts bewegen.
- Den Zeigefinger vor dem Gesicht zuerst nach oben dann nach unten bewegen
- Den Zeigefinger vor dem Gesicht diagonal von rechts oben nach links unten und wieder zurück bewegen. Danach noch einmal von links oben nach rechts unten.
- Mit dem Zeigefinder vor dem Körper eine große Kreisbewegung. Zuerst 3 x mit dem rechten Zeigefinger im Uhrzeigersinn, danach 3 x mit dem linken Zeigefinder gegen den Uhrzeiger.
Entspannung für die Augen: Palmieren
Bequem auf dem Sessel sitzen und die Ellbogen am Tisch abstützen. Nun die Hände aneinander reiben, um sie etwas anzuwärmen. Danach die angewärmten Hände über die Augen legen. Dazu mit den Händen kleine Schüsselchen formen, die Handwurzeln auf die Backenknochen legen und die Hände über die Augen wölben. Die Hände berühren die Augen nicht und liegen ganz locker auf. Die Augen schließen und ein paar Atemzüge lang entspannen.
Literatur:
DGUV-Information: Klasse(n)-Räume für Schulen
HEILIG, P. (2019): Auge und Technik. Concept Ophthalmologie 2/2019
ICNIRP (2020): ICNIRP Statement – Light-emitting Diodes (LEDS): Implications for Safety.
Gesundheit.gv.at: Augen – Basis-Info
Irmer, J. (2018): Blaulichtalarm – Schaden Bildschirme den Augen? Spektrum der Wissenschaft. (21.4.2020)
Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (2019): Kinderaugen und Lernen (PDF)
Schierz, C. (2018): Blaulichtschädigung der Augen-Netzhaut – Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. TU Ilmenau. Fakultät Maschinenbau, Fachgebiet Lichttechnik.