Gesundheitsförderung in Settings – ein bewährter Ansatz der Gesundheitsförderung
Seit fast vier Jahrzehnten ist der Settingansatz (Lebensweltansatz) ein zentrales Handlungsfeld von Gesundheitsförderung (vgl. Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung, 1986). Unter einem Setting (einer Lebenswelt) wird ein klar abgegrenztes soziales System verstanden, wie z.B. Schulen, Betriebe, Gemeinden oder Krankenhäuser. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass isolierte verhaltensbezogene Maßnahmen, Informations- und Aufklärungsangebote, bald an ihre Grenzen stoßen. Da sie nur auf das Individuum fokussieren, ist ihre nachhaltige Wirkung begrenzt. (vgl. BZgA 2022: Determinanten der Gesundheit)
Der Setting-Ansatz hingegen erweitert die Perspektive und verfolgt das Ziel, Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen so zu verändern, dass sie sich auf die Gesundheit der einzelnen positiv auswirken. Dabei werden zwei Arten der settingbezogenen Gesundheitsförderung unterschieden: Gesundheitsförderung im Setting und die Entwicklung gesundheitsfördernder Settings. Im ersten Fall dient das Setting als Zugangsmöglichkeit zu Zielgruppen, um sie mit gesundheitsförderlichen Angeboten und präventiven Programmen besser erreichen zu können. Im zweiten Fall sind teilweise komplexe organisationsspezifische Veränderungen notwendig. Partizipation und Organisationsentwicklung sind grundlegende Methoden, die dabei zur Anwendung kommen.
Zentrale Strategien von Gesundheitsförderung in Settings sind …
- Partizipation: Einbindung der Betroffenen in die Veränderungsprozesse
- Empowerment: Stärkung der Ressourcen, Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Zielgruppen
- Strukturentwicklung: Entwicklung von gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen
Wesentliche Merkmale von Gesundheitsförderung im Setting Schule:
- Im Zentrum steht die Organisations- und Qualitätsentwicklung der Schule d.h. Prozesse des Lehrens und Lernens. Mehr dazu auf www.iqesonline.net/.
- Gesundheitsfördernde Maßnahmen fokussieren nicht nur auf das Verhalten der Einzelnen, sondern auch auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Schule.
- Gesundheitsfördernden Maßnahmen werden unter Einbeziehung aller Betroffenen vor Ort entwickelt. Sowohl Schüler:innen, als auch Lehrer:innen, Eltern, Erziehungsberechtigte und nicht unterrichtendes Personal werden in die Planung miteinbezogen.
- Gesundheitsförderung wird in allen schulischen Entscheidungsprozessen mitgedacht und nachhaltig verankert, z.B. im Leitbild oder Schulentwicklungsplänen (vgl. www.qms.at).
- Aktionismus und isolierte Einzelaktivitäten werden vermieden.
- Die Schule kennzeichnet sich durch ein gutes Schulklima und eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung und des Respekts.
Beispiele aus der Schulpraxis
Problembezogene, isolierte Maßnahmen
themenspezifische Unterrichtseinheiten zur gesunden Ernährung
Workshops zu einem Gesundheitsthema, z.B. Haltungsschäden vorbeugen
Referate und Vorträge, z.B. zum Umgang mit Problemen
Kleinere Projekte, z.B. Erstellung einer Sammlung an Entspannungsübungen
Durchführung eines Gesundheitstags mit Stationenbetrieb
Exkursionen, Lehrausgänge
Lebensweltbasierte Maßnahmen
Optimierung der Verpflegung am Schulstandort (Jausenbuffet, Mittagsverpflegung)
Schaffung von bewegten Pausen- und Unterrichtsangeboten
Kooperation mit Unterstützungssystemen, z.B. Schulsozialarbeit, Schulpsychologie
Rhythmisierung des Unterrichts & Methoden-Mix (Wechsel von Lern- und Entspannungsphasen)
Wöchentliche Gesprächsrunden z.B. Montagmorgen-Kreis
Schulraumgestaltung z.B. Entspannungszonen für Lehrer:innen, Schüler:innen
In all unseren GIVE-Materialien finden Sie themenspezifische Ansatzpunkte für settingbasierte Maßnahmen. Eine Schritt für Schritt-Anleitung bietet unsere Publikation Unterwegs als gesunde Schule. Ein Reiseführer zur schulischen Gesundheitsförderung mit vielen praktischen Tipps und Methoden.
Quellen:
quint-essenz Gesundheitsförderung Schweiz: https://quint-essenz.ch/de/topics/1167
Broschüre: Gesunde Lebenswelten schaffen (Heft 1): https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/gesundheitsfoerderung-im-quartier/aktiv-werden-fuer-gesundheit-arbeitshilfen/teil-1-gesunde-lebenswelten-schaffen/
Settingansatz/Lebensweltansatz: https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/settingansatz-lebensweltansatz/