Positive Einstellung zum eigenen Körper entwickeln
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und Aussehen sind Teil der psychosozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Bereits im Vorschulalter beschäftigen sich Kinder mit ihrem eigenen Körperbild und das Wohlbefinden oder das Unwohlsein im eigenen Körper wirken sich auf das Selbstbewusstsein aus. Mit der Pubertät bekommt die Einstellung zum eigenen Körper immer mehr Bedeutung. In der Pubertät verändert sich der Körper; die Jugendlichen erleben in der Regel einen Wachstumsschub mit Gewichtszunahme und Veränderungen in der Muskel- und Fettzusammensetzung des Körpers. Diese Entwicklung ist für Mädchen und Burschen eine große Herausforderung: Der Körper verändert sich ohne ihr Zutun; die sich ändernden Körperformen sind noch unvertraut, sie werden als auffällig und unverhältnismäßig empfunden; viele Jugendliche haben Sorge, dass mit ihrem Körper irgendetwas nicht stimmt, die körperlichen Veränderungen bei ihnen nicht normal verlaufen.
Die ambivalente Einstellung zum Körper kann zu Unsicherheit und Unwohlfühlen im eigenen Körper führen. Mädchen sind in diesem Alter besonders anfällig dafür, sich um ihr Aussehen und ihre Figur zu sorgen. Aber auch Burschen ist es zunehmend wichtig, gut auszusehen; ihnen geht es eher um ein „männliches“ Erscheinungsbild, also einen sportlichen, durchtrainierten Körper mit definierten Muskeln. Das entspricht den gesellschaftlichen Vorstellungen von weiblicher Schönheit und männlicher Attraktivität. Vorbilder sind häufig Stars, Schauspielerinnen und Sportler, aber auch Gleichaltrige, die bewundert und nachgeahmt werden.
Einflussfaktoren auf das Körperbild
Das Körperbild ist eine bedeutende Komponente des Selbstwertgefühls und beeinflusst die mentale Gesundheit von Menschen. Personen mit einem positiven Körperbild können gesellschaftliche Schönheitsideale realistisch und kritisch einschätzen. Sie gehen sorgsamer mit dem eigenen Körper um und haben meist eine bessere psychische Gesundheit.
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und Probleme mit körperlichen und emotionalen Veränderungen während der Pubertät können der Auslöser für gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen sein, die von den Jugendlichen als Problemlösungsstrategie eingesetzt werden. Dazu zählen z.B. rigide Diäten, einseitige Ernährung, exzessives Sporttraining oder Rauchen, um schlank zu bleiben. Die Verhaltensweise tragen meistens nicht dazu bei, die Körperakzeptanz zu verbessern; sie wirken sich vielmehr negativ auf die psychische Gesundheit aus, können Einsamkeitsgefühle hervorrufen und im schlimmsten Fall Depressionen und Essstörungen nach sich ziehen.
Die wichtigsten Ressourcen für die Entwicklung eines positiven Körperbilds sind Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, die Fähigkeit mit Stress umzugehen und ein entspanntes Verhältnis zu Essen und Trinken. Daneben beeinflussen auch externe Faktoren wie z.B. Familie, Freunde, traditionelle und soziale Medien das Körperselbstbild positiv oder negativ.
Körperliche Schönheit und Schlankheit bzw. eine muskulöse, durchtrainierte Figur gelten in unserer Gesellschaft als Ideal und werden durchwegs positiv beurteilt. Dieses Ideal ist in den Medien ständig präsent. Besonders auf digitalen Sozialen Plattformen sind stark bearbeitete und gut inszenierte Bilder schöner Menschen allgegenwärtig. Der Vergleich mit diesen geschönten Vorbildern setzt nicht nur junge Menschen sondern auch erwachsene Männer und Frauen unter Druck, kann die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper verstärken und den Wunsch nach Selbstoptimierung fördern.
Soziale Netzwerke bieten Jugendlichen Plattformen, um nicht nur eigene Identitäts- und Rollenentwürfe in der Peergroup testen zu können, sondern auch Beiträge und Bilder von Peers oder berühmten Persönlichkeiten anzusehen und sich mit ihnen zu vergleichen. Eine positive Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit ist für viele Jugendliche von Bedeutung. Rückmeldungen in Form von Likes und Kommentaren sind den meisten wichtig. Jugendliche, die besonders dazu neigen sich mit anderen zu vergleichen, laufen Gefahr sich von ungesunden Körpertrends beeinflussen zu lassen.
Dagegen sind Menschen mit höherem Gewicht in unserer Gesellschaft weniger akzeptiert. Einerseits wird hohes Körpergewicht mit einem Risiko für verschiedene Krankheiten in Verbindung gebracht und andererseits entsprechen die Betroffenen nicht dem gängigen Schönheits- und Schlankheitsideal. Übergewichtige Kinder und Jugendliche sind im Alltag häufig mit Vorurteilen, Hänseleien und Ausgrenzung durch ihre Altersgenossen konfrontiert. Es wird ihnen unterstellt sie seien faul und willensschwach, essen permanent zu viel und bewegen sich zu wenig. Auf ihnen lastet ein besonderer Druck, ihr Erscheinungsbild den gängigen Normen anzupassen.
Was kann Schulen beitragen
Die Schule hat als Lebenswelt oder der Sozialisation von Kindern und Jugendliche bedeutenden Einfluss darauf, dass Heranwachsende ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper entwickeln. Auf Schulebene geht es darum Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine positive (körperliche) Entwicklung junger Menschen ermöglichen. Ansatzpunkte dafür sind:
Zusammenhalt und gute Beziehungen fördern
Gute Beziehungen, Zusammenhalt und Solidarität sind ein wichtiges Ziel der Schule, für das sich alle Beteiligten einsetzen. Konkurrenzdenken, Ausgrenzung und Mobbing werden gezielt auf mehreren Ebenen bekämpft.
Lebenskompetenzförderung
Die Schule setzt regelmäßig und systematisch Maßnahmen zur Selbstwertstärkung und zur Förderung von Lebens- und Gesundheitskompetenzen.
Körperliche Vielfalt fördern
Die Schule und das Lehrerkollegium sprechen sich gegen ungesunde Körperideale aus. Kritische Bemerkungen, abwertende Vergleiche oder Bloßstellungen wegen Aussehen und Körpergewicht der Schülerinnen und Schüler werden vermieden.
Präventionsangebote aufeinander abstimmen
Maßnahmen zur Prävention von Essstörungen und Adipositas sind in ihren Inhalten oft widersprüchlich. Die Schule achtet darauf, dass Schülerinnen und Schüler nicht zu einem Bewegungs- und Diätverhalten motiviert werden, das außer Kontrolle geraten kann.
Kritischer Umgang mit Werbung
Werbung an Schulen ist grundsätzlich problematisch und wird daher kritisch geprüft. Werbung, die mit Darstellungen unrealistischer Körper und stereotypen Frauen- und Männerbildern arbeitet, wird vermieden.
Mehr zum Thema in unserem Schwerpunkt Positive Körperbilder fördern.
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