Schulische Gesundheitsförderung in der Praxis
Der Forschungsbericht „Kontext und Praxis der schulischen Gesundheitsförderung“ des Ludwig Boltzmann Instituts für Gesundheitsförderungsforschung (LBIHPR) fasst die Ergebnisse einer Schulleiter/innen-Befragung aus dem Jahr 2014 zusammen. Über 800 Schulen unterschiedlicher Schultypen und aus ganz Österreich nahmen an dieser Befragung zu Rahmenbedingungen, Strategien und Erfahrungen mit Gesundheitsförderung teil. Die Untersuchung schloß zum Teil an eine Befragung im Jahr 2010 an, sodass Veränderungen nachverfolgt werden konnten.
Die Strukturen und Rahmenbedingungen für Schulen werden überwiegend als gut eingeschätzt. Problematisch wird in vielen Fällen der Straßenverkehr sowie Verschmutzung und Müll im Schulumfeld beurteilt. Die innerschulische Infratruktur, z.B. Räumlichkeiten, Ausstattung, Sanitätanlagen, bewerten die meisten Schulen positiv; hier zeigt sich auch eine Verbesserung gegenüber 2010.
Überwiegend positiv beurteilt wird auch das soziale Klima in den Schulen, besonders was das Klima unter den Lehrer/innen betrifft. Bullying, also systematisches Hänseln oder Mobbing unter Schüler/innen, wird von etlichen Schulleiter/innen als Problem benannt. Diese Leiter/innen beurteilen auch das soziale Klima in ihrer Schule als schlechter.
In fast allen befragten Schulen gibt es Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Am häufigsten (67%) sind die Schüler/innen die Zielgruppe dieser Maßnahmen, immerhin ein Viertel setzt auch Angebote für Lehrer/innen um. Die am öftesten bearbeiteten Themen sind – erwartungsgemäß – Ernährung und Bewegung, selten dagegen werden Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit umgesetzt.
An vielen Schulen sind gesundheitsförderliche Strukturen vorhanden und gut etabliert, am häufigsten genannt wurden „fächer- und klassenübergreifende Zusammenarbeit“ und ein abgestimmter Weiterbildungsplan für die Lehrkräfte; beides sind Maßnahmen, die sowohl für Schulentwicklung als auch Gesundheitsförderung sinnvoll sind. Weit verbreitet sind auch Maßnahmen zur Pausengestaltung wie Pausen- und Bewegungsräume (66%), das Achten auf adäquate Pausen für Lehrkräfte (63%) oder ein Schulbuffet mit einem gesunden und ausgewogenen Angebot (51%). Dagegen sind Peer-Mediation für Schüler/innen (24%) oder Supervisionsangebote für Lehrer/innen (17%) nur in wenigen Schulen vorhanden.
Fast die Hälfte alle befragten Schulen setzt Gesundheitsförderung im Rahmen von gelegentlichen Gesundheitsprojekten um, rund ein Viertel führt Gesundheitsförderungsprojekte regelmäßig durch. Immerhin 20% der Schulleitungen geben an, Gesundheitsförderung systematisch mit Schulentwicklung und Schulmanagement zu verknüpfen.
Die Autorinnen und Autoren des Forschungsberichts ziehen insgesamt eine positive Bilanz der Entwicklung schulischer Gesundheitsförderung: Maßnahmen, Angebote und Bewusstseinsbildung der vergangenen Jahre zeigen Wirkung! Die Untersuchung zeigt jedoch auch Diskussionspunkte auf: So scheint etwa – unabhängig vom Schultyp – Bullying an vielen Schulen ein Problem zu sein, auf das die vorhandenen Gesundheitsförderungsmaßnahmen derzeit noch selten eingehen. Auch die wenig überraschende Fokussierung auf die klassischen Gesundheitsthemen Ernährung und Bewegung sowie auf die Zielgruppe Schüler/innen regt zu Überlegungen an, was Schulen brauchen, um Gesundheitsförderung vielfältiger umsetzen zu können.
Teutsch, F. u.a. (2015): Kontext und Praxis schulischer Gesundheitsförderung. Ergebnisse der österreichsichen Schulleiter/innenberfargung 2014. Wien: LBIHPR Forschungsbericht.